Donnerstag, 25.07.02

Tag 16

Route: Kaltern-Trento-Rovereto-Borghetto

Übernachtung: Sportplatz am Bahnhof von Borghetto

Super Tag.Es war vielleicht der schönste auf der ganzen Tour.Es ging bis Borghetto immer an der Etsch auf dem Radweg entlang.Super Beschilderung, toller Asphalt.Vorbildlich.

 Radweg an der Etsch (Adige)

Das Wetter heute:Bewölkt bei ca.26 °C.Sehr angenehm, wenn auch am Nachmittag leichte Schauer einsetzten.

 Trento

 Rovereto

Gegen 18.30 Uhr fahre ich nach Borghetto rein und folgende Szene entsteht zwischen mir, der ich vielleicht 5 Worte italienisch kann, und einer Frau und einem Mann, die ich in ihrem Garten vor dem Haus antreffe:

Radfahrer:"Aehmm...bona sierra...äh...prego...camping?...hmm....possible?"

(fuchtelt dabei fragend mit den Händen in der Landschaft herum)

Die Leute:"Si,si..."...

(für mich unverständliche Sätze folgen....Ich verstehe nur soviel):

Die Leute:"Piazza....Statione..."

Radfahrer: "Äähh...carabinieri? ...hmmm...banditos? "

Allgemeines Gelächter...

Alles kein Problem und der Mann fährt mit dem Auto vor und führt mich hin.Mein Zelt steht hinter dem Fußballtor in der Ecke.Rechts von mir plätschert die (der?) Adige, links verläuft die Straße und dahinter die Bahnlinie.

 Camp auf dem Sportplatz in Borghetto

Dann werfe ich den Kocher an.Es gibt Tortellini, frisch aus der Kühltheke, mit Tomatensoße.Die Soße hab ich aus passierten Tomaten aus der Dose hergestellt.Einfach einen Schuß Olivenöl dazu geben und dann würzen, aufkochen, fertig.

Der Radweg endet hier.Ab morgen ist also nach mehreren Tagen verkehrsfreiem Radweg wieder „Straßenkampf" angesagt.

Nach dem Essen kamen noch fünf Jungs zum Fußballspielen auf den Platz.Einer fehlte noch zum Spiel drei gegen drei.Also wurde ich kurzerhand in eine Mannschaft eingeteilt und es begann ein wuseliger „Kick-and-rush" auf dem nicht ganz kurz geschnittenen Rasen.So kam ich noch zu einer Extrastunde Sport.

Meine taktischen Anweisungen haben die Jungs wegen meinem schlechten italienisch nicht verstanden und so hat meine Mannschaft haushoch verloren.Aber ein paar Tore hab ich schon geschossen...

 Blick auf Borghetto

Tageskilometer: 114,52

Gesamtkilometer: 1483

Ø: 18,4

Tageshöhenmeter: 130

Gesamthöhenmeter: 7892

 

Freitag, 26.07.02

Tag 17

Route:Borghetto-Verona-Vicenza

Übernachtung: Campingplatz in Vicenza für 11,88 Euro

Vorbei sind die Tage des „gemütlich-am-Inn-entlangradlens".Auf der SS 12 nach Vicenza gab`s nicht viel zu sehen.Verkehr, Trucks, Autos...Viel Verkehr auch dann in Verona und Vicenza, aber es ging.Die fahren sehr rücksichtsvoll hier.Heiß und sonnig war es heute.

In Verona, nach 52 Kilometern, machte ich Rast in einem Stadtpark.Es lief ganz gut heute, vom Tempo her, aber es war irgendwie langweilig.

In einem Vorort von Vicenza durfte ich in einem „Olivetti"-Laden umsonst ins Internet.Grazie!

In Vicenza folgte ich der SS 53 in Richtung Treviso, sah aber plötzlich einen Hinweis auf einen Campingplatz.Rasieren und Duschen ist angesagt.Aber der Weg führte direkt auf eine für Radfahrer verbotene Straße.Quer durch halb Vicenza.Eine ganze Stunde lang.Zum verzweifeln.Es wurde langsam spät, und ich dachte, ich finde es nie.Einmal frage ich noch, eine Dame auf einem Fahrrad.Es waren dann nur noch ca.100 Meter.

Hier ist es heute relativ ruhig auf dem Platz.Der Partyalarm wird sich wohl in Grenzen halten.Dunkle Wolken ziehen auf.

Zum Abendessen gibt es Gnocci mit Tomatensoße „Neapolitana".

Tageskilometer: 122,41

Gesamtkilometer: 1605

Ø: 19,0

Tageshöhenmeter: 261

Gesamthöhenmeter: 8153

 

Samstag, 27.07.02

Tag 18

Italien

Route:Vicenza-Treviso-Oderzo-Portogruaro

Übernachtung: Geschlossener Campingplatz in Portogruaro

Heute habe ich unterwegs kein einziges Foto gemacht.Wovon auch.Den ganzen Tag lang Autos,Verkehr.Die SS 53 rollte ganz gut, zwischendurch gabs auch mal autobahnähnliche Abschnitte.Aber es war immer ein breiter Seitenstreifen vorhanden.

Unterwegs war ich zweimal Eisessen.Das war ausgesprochen lecker.

Wenn man nach links schaut auf dieser Strecke, dann sieht man in der Ferne die Berge, den ganzen Tag lang.Allerdings nur recht undeutlich....

Absolut flach war es heute.Es gibt Tage zum verweilen und es gibt Tage, da will man vorwärtskommen.Und dies war einer dieser Tage.Morgen erreiche ich schon Slowenien, hoffe ich.Und da heißt es dann sowieso wieder:Berg hoch!Ich hoffe nur, daß ich eine gute Route finde.

In meiner Landkarte ist hier in Portogruaro ein Campingplatz verzeichnet.In einem Schreibwarengeschäft frage ich danach.Die Dame dort malt mir mit einem gelben Textmarker den Weg dorthin in einen Ortsplan und ich finde es wenig später leicht.

Ich komme dort an aber sehe nichts.Ich spreche einen Mann in seinem Garten an und der meint:"Ja, das da hinten ist der Campingplatz, aber der wurde vor 10 Jahren geschlossen."Mir soll`s recht sein.So habe ich meine Ruhe und brauche nichts zu bezahlen.Der Mann schenkt mir eine Flasche Wasser und wünscht mir eine gute Nacht.

Kochen:Ravioli mit Tomatensoße.

 ...geschlossen!.....

Tageskilometer: 132,05

Gesamtkilometer: 1738

Ø: 21,1

Tageshöhenmeter: 75

Gesamthöhenmeter: 8228

 

Sonntag, 28.07.02

Tag 19

Italien / Slowenien

Route:Portogruaro-Gorizia-Grenze Italien/Slowenien-Ajdovscina

Übernachtung: Hotel „Pigal" in Ajdovscina für 33,- Euro

Verdammt.Zum Verzeifeln.Wind.Gegenwind.Den ganzen scheiß Tag lang.Ich komme kaum von der Stelle.Die Pausen lasse ich im Prinzip weg, weil man sonst bei dem Tempo überhaupt nicht vorankommt.

Dazu diese Hitze.Ich schwitze schon um 8.00 Uhr am Morgen wie ein Schwein beim Zeltabbau.Aber der Gegenwind kühlt ja.Toll.

Noch einmal Eisessen in „Bella Italia".Italien war so schön.Ich weiß nicht, was mich jetzt hier in Slowenien erwartet.Nach 80 Kilometern bin ich so fertig und genervt von diesem blöden Wind, daß ich vom Rad fallen und mich langlegen möchte.

Irgendwo vor Gorizia steht mir der Sinn nach kalter Cola, vielleicht ein Eis oder sowas.Aber heute ist alles geschlossen.Es ist Sonntag.In den Orten vor der Grenze sieht man keine Menschenseele auf den Straßen.Geisterstädte.Die wissen hier schon genau, warum sie ihre Häuser nicht verlassen, bei der Hitze...

Die Grenze Italien/Slowenien erreiche ich gegen 16.00 Uhr.Der Geldwechsler erklärt mir total nett und geduldig den Weg nach Ljubiljana.Eine Karte der unmittelbaren Umgebung bekomme ich auch noch dazu.

Gegen 17.00 Uhr schleppe ich mich total groggy über diese Hügel hier.Mit Radfahren hat das wenig zu tun.Der Akku ist leer.

In diesen Momenten wünscht man sich, was man hin und wieder in anderen Reiseberichten so liest:"

„...Da kam der und der, ...überholte mich mit seinem Auto, hielt an, ...fragte mich, woher, wohin, ...lud mich ein, ...bei sich zu pennen,...er fuhr mich den Berg hinauf...er lud mich zu Essen ein..."Und so weiter.

Warum passiert mir sowas nie?

Vielleicht fehlt mir das Schild auf dem Trikot:"Bitte sprich mich an, lade mich ein".Oder mir fehlen die bunten Sponsorenaufkleber an meiner Jacke.Vielleicht fehlt auch an meinem Rad das Schild:"Bike-World-Tour".Oder ich sehe nicht abgefuckt genug aus.5 Wochen durch 9 Länder, da kommt sowas wohl nicht vor.

Ach, ja:Kennst Du das auch, wenn Du Dich mit Deinem Rad und Deinem ganzen Kram irgendwo hinschleppst und total fertig bist und keinen Bock mehr hast und genau in so einem Moment grinst Dich einer an und findet das total klasse, was Du da machst?Der denkt sich vielleicht, Du hast gerade tierischen fun:"Toll, was der da macht, cooler Typ, sowas würde ich auch mal gerne machen,...".Aber in diesen Momenten denkst Du nur eins:

Leck mich am Arsch!

Und wenn man mit zu Hause telefoniert und da heißt es dann:"Ohh..toll...Da wo du bist, da würde ich jetzt auch gerne sein...."Ist es nicht manchmal so, daß es umgekehrt genauso ist?

Ein Fluch ist das, daß man immer da sein will, wo man gerade nicht ist.

Der nächste Campingplatz wäre der in Postojna gewesen.Aber das ist mir heute zu weit.Das schaffe ich nicht mehr.Außerdem habe ich jetzt, so gegen 18.30, wirklich gar keine Lust mehr, noch länger auf dem Rad zu sitzen.

Vielmehr überkommt mich das große Verlangen nach Luxus.Vor meinen Augen sehe ich ein Wannenbad, ein weiches Bett, einen großen Fernseher und weiße, flauschige Handtücher.Also gehe ich in das Hotel „Pigal" in Ajdovscina und lege 33,- Euro auf den Tisch.Einmal Mensch sein.

Das Hotel ist soweit in Ordnung.Nach dem Duschen geht's runter ins Hotelrestaurant.Ich bestelle Spaghetti „Frutti de Mare".Das Bier ist ausgesprochen lecker.

Ich sehe wohl etwas merkwürdig aus.Zu meiner einzigen normalen, langen Hose, die etwas zerknittert ist, trage ich wieder meine dreckigen Shimano-Schuhe.Egal.

Was für ein Kampf.Gestern diese Speed-Etappe und heute dieses dahinkriechen auf eigentlich flacher Strecke.Zum Kotzen, dieser scheiß Wind.Ab der Grenze wurde es dann auch wieder hügelig, und das hat mir dann den Rest gegeben.

Hügel sind Ok.Gib mir einen beschissenen Hügel, und ich fahre ihn hinauf.Aber Wind von vorne, den hasse ich.

Beim Essen kam immer mal wieder ein kleiner Spatz an meinem Tisch vorbei, den ich mit Brot fütterte.Am Ende nahm er sich die kleinen Brocken sogar vom Tisch.Ich denke, er hätte mir auch aus der Hand gefressen.Welch`Freude!

Tageskilometer: 112,98

Gesamtkilometer: 1850

Ø: 16,8

Tageshöhenmeter: 316

Gesamthöhenmeter: 8544

 

Montag, 29.07.02

Tag 20

Slowenien

Route:Ajdovscina-Postojna-Ljubljana-Jezica

Übernachtung: Campingplatz in Jezica für 1550,- Slowenische Tolar (1Euro=ca. 230 STR)

An der Straße zwischen Vipava und Razdrto stehen seit heute ein paar Straßenbegrenzungspfeiler nicht mehr ganz gerade.Ich habe sie umgetreten.Mal während der Fahrt, mal so.

Ich habe in dieser höllischen Mittagsglut an diesem Berg meine Beherrschung verloren.Ich schrie so wütend, daß ich schwöre, daß jeder Tyrannosaurus Rex, der hier vor 65 Millionen Jahren gelebt haben mag, Angst bekommen und das Weite gesucht hätte.

Zuerst dieser scheiß Wind schon wieder.Slowenien hat ein Windproblem.Er ist so stark, daß ich denke, ich halte gerade meinen Kopf aus einem fahrenden Zug.Unglaublich.Wo kommt dieser blöde Wind eigentlich her?

Am Berg dann sengende Hitze.Da gibt es dann keinen Wind mehr.Da hängst du in der Sonne wie ein beschissener Döner am Spieß und wirst gebraten.

Andauernd läuft mir eine Mischung aus Schweiß und Sonnenmilch in die Augen, was irgendwie höllisch brennt.Manche Trucks hupen hinter mir.Ich soll wohl die Straße freimachen.Leckt mich am Arsch.

Am Anfang dieses gemeinen Hügels stellte ich einfach mein Rad an der Straße ab und setzte mich an den Straßengraben.Genervt vom Wind und mit der Aussicht auf 8% Steigung auf 7 Kilometern versuchte ich, mich zu sammeln, zu relaxen.Ich wartete auf den, der mir das Gepäck den Berg hinauf fährt.Vergeblich.Stattdessen kam ein dicker Truck vorbei und vom Windstoß haut es mein Rad um und fällt mir genau ins Kreuz.Aua.Aua.Aua.

Später dann, hinter Postojna, mir entgegenkommende, die Abfahrt genießende, JUBELNDE Radler."Juhu..."Das ist nicht fair.Ich kratze die Meter bei 5 Km/h von der Straße wie angebrannte Nudeln aus einem Topf und die sehen mich und fangen an zu jubeln.Am liebsten wäre ich umgekehrt und hätte die Arschlöcher von ihren Rädern gezogen.

Gegen 16.00 Uhr in Logatec sah`s noch ganz finster aus.Gerade mal 60 Kilometer auf der Uhr und eine dunkle Wetterfront vorraus.

Ich sehe Menschen, die einen Bus besteigen.Er fährt nach Ljubljana.Das könnte ich jetzt vielleicht auch machen, aber ich beiße auf die Zähne.Ich liege zwar in der 79. Minute mit 0:3 zurück, aber noch ist das Spiel nicht verloren.

Dann aber ging es recht schnell bis Ljubljana.11 Kilometer bis zum Camp sollen es noch sein.Aber es setzt Regen ein.Ich stelle mich eine Weile unter, aber er hört nicht auf.Also weiter.

 Ljubljana

Die Beschilderung zum Campingplatz ist lückenhaft, also spreche ich drei Typen an, weil ich nach dem Weg fragen wollte:"Do you speak english?"Die schütteln nur den Kopf und als ich weiterfahre, äffen sie mir nach:"Do you speak english..hahaha...".Gelächter.

Toll.Ich bin klatschnaß und die machen sich lustig.Nächstes mal frage ich gleich einfach auf englisch, ohne wissen zu wollen, ob die überhaupt englisch sprechen.Ist besser so.Am Ende denken die sonst, ich wolle nur wissen, ob sie englsich sprechen können...Aber sonst sind die Slowenen sehr nett und hilfsbereit, ehrlich.

Zeltaufbau im Regen auf dem Campingplatz.Alles ist angefeuchtet, naß, klamm, ekelig.

Zum Kochen geht es unter das Dach vor den Duschen.Da sitzen schon drei Belgier, mit denen ich mich gut und gerne zwei Stunden lang beim kochen und essen sehr nett unterhalte.

Gekocht hab ich heute Nudeln mit Tomatensoße und Käse drauf.Mal was anderes...

Tageskilometer: 98,91

Gesamtkilometer: 1948

Ø: 16,4

Tageshöhenmeter: 738

Gesamthöhenmeter: 9282

                     

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